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DER FUSS Kolumne Mai 2021:
Und das alles für ein bisschen Fußpflege
Den Satz höre ich immer wieder:
von den Patienten (vornehmlich Selbstzahler), von den Auszubildenden und auch von tätigen Podologen – wenn es um die Akademisierung geht.
Zudem Gemecker über die „teure Fußpflege“?
Entschuldigung, haben Sie sich vielleicht verirrt? Sie haben sich doch eine Podologin ausgesucht? Eine Fußpflege bekommt man bei ihr genauso wenig, wie in der Massagepraxis den Rücken eingecremt.
Andere Fragen sind:
„Wofür muss ich das alles eigentlich lernen, ich will doch nur „den Schein“? Und warum kann jemand, der seit 20 Jahren Fußpflege macht, die Ausbildung nicht verkürzen?“
Ein Beispiel: Wenn wir in der Ausbildung über Verhornungsstörungen sprechen, wird auf die Frage „Wie sieht die Therapie aus?“ gerne mit einem knackigen Satz geantwortet: „Regelmäßige podologische Komplexbehandlung“.
Meiner Meinung nach ist das eine klassische Fußpflege-Antwort,
denn sie beinhaltet nur die wiederkehrende Symptombehandlung. Im Examen – also von fertigen Podologen – erwarte ich andere Antworten: Erkennen der Ursachen, Reduzieren der Auslösefaktoren, Beratung und Begleitung über die mechanische Arbeit am Fuß hinaus. Das ist so viel mehr als nur Hornhautentfernung!
Es ist vor allem Kopfarbeit, weshalb die Anrechnung praktischer Erfahrungszeiten aus der (ungeregelten und damit nicht bewertbaren) Fußpflege zurecht nicht zielführend ist.
Eine andere Frage: „Wer braucht für das bisschen Nägel schneiden schon ,Studierte‘?
Gegenfrage: wollen wir als Berufsgruppe unsere Steuerung dem Wohlwollen Dritter überlassen?
Wir brauchen Evidenz für unsere Therapien. In unserem Gesundheitswesen ist „aus Erfahrung gut“ nicht gut genug, nicht nur für die Patienten, auch für unsere Auszubildenden.
Zurecht werden fehlende Standards an den Schulen bemängelt – aber woher sollen die kommen? Forschung, Standards und Leitlinien sind unser Marketing, unser Kompass und Steuerruder. In den Verhandlungen mit Geldgebern, aber auch wenn wir uns selbst und unser Berufsbild austarieren und schärfen wollen. Dass dies keine leichte Aufgabe ist, ist klar.
Das hartnäckige Vorurteil, „Studierte“ würden nur noch im Elfenbeinturm sitzen und dadurch den Fachkräftemangel vergrößern, ist nachweislich entkräftet: Die überwiegende Mehrheit, nämlich 87 Prozent aller akademisierten Therapeuten, arbeitet weiterhin in der Patientenversorgung.
Akademisierte Kollegen wirken eher über ihren eigenen Radius hinaus: indem Forschung für alle nutzbar wird, sich neue Versorgungsideen erschließen lassen, der Nachwuchs ausgebildet wird und so ein Schneeballeffekt entsteht.
Ganz langsam wendet sich die Perspektive in der Podologie.
Wurde in den vergangenen Jahren unter Kollegen noch ein regelrechtes „Studium-Bashing“ betrieben, so ändert sich jetzt die Nachfrage vor allem durch die zunehmend jungen Auszubildenden, die ihre Nase in den Wind halten und sich viel mehr erhoffen als ein Leben lang nur DFS/NF/QF.
Zu schade, dass genau jetzt der Studiengang der Steinbeis-Universität für Podologie nicht mehr angeboten wird.
Alternativen finden sich aktuell nur im interdisziplinären Bereich – wir sind eben noch Exoten und müssen selbst Anschlussmöglichkeiten schaffen.
Bleiben Sie kritisch, wissenshungrig und vor allem gesund, um die Messlatte für „das bisschen Fußpflege“ in den kommenden 20 Jahre hochzuhalten.
Quelle: https://www.der-fuss.de/news/2553-der-fuss-kolumne-und-das-alles-fuer-ein-bisschen-fusspflege
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